Schon als kleines Mädchen war mir klar: wenn ich Kinder haben werde, dann sollen sie möglichst schonend und sanft auf die Welt kommen. Immer schon träumte ich daher von einer Wassergeburt.
Mein Mythos No.1:
In meiner Vorstellung würde es sich dabei um ein riesiges Becken handeln, in dem ich stehen oder sitzen könnte und das Wasser würde rotieren, sodass es nie trüb oder dreckig würde.
Nun ist es endlich soweit: mein Kind ist unterwegs.
Früh in meiner Schwangerschaft habe ich mich informiert, wo ich im Wasser gebären kann und wie die Wanne eigentlich aussieht.
Es ist nämlich tatsächlich einfach eine grössere Wanne. Natürlich kann sich Frau darin in verschiedene Stellungen begeben, aber es ist kein grosser Pool wie in meiner Vorstellung. Vorteil beim Geburtshaus ist ganz klar: jeder Gebärsaal hat ein solches Becken und jede Geburt findet im Wasser statt. Auch die Hebammen müssen darin erfahren sein, eine Gebärende im Wasser zu begleiten. Dies ist im Geburtshaus quasi selbstverständlich, so sind denn auch sämtliche Hebammen speziell darin geschult.
Mein Mythos No. 2:
Die Schmerzen sind im Wasser viel geringer als an Land, auf dem Trockenen.
Für mich als kleine "Wasserratte" bedeutet Wasser Schwerelosigkeit, wohlfühlen, umarmt zu sein vom schönsten Element. Tatsächlich traue ich mir zu, eine Geburt ohne Schmerzmittel zu erleben, solange ich die Option auf Wasser habe.
Im Wasser sind mein Baby und ich so entspannt und die Schleimhäute haben tatsächlich weniger Tendenz zu reissen. Ich muss im Wasser kein OP Hemd tragen oder mich in eine unnatürliche Rückenlage begeben. Ich bin selbstbestimmt. Und darauf kann ich so stolz sein, dass auch mein Schmerzempfinden sinkt.
Mein Mythos No. 3:
Wenn Frau im Wasser gebärt, dann bekommt sie alle Zeit der Welt, um das Baby noch unter Wasser zu halten, um danach noch die Nabelschnur auspulsieren zu lassen und in aller Ruhe die Nachgeburt abzuwarten.
Und hier kommt das Geburtshaus ins Spiel: hier bekomme ich Zeit (sofern medizinisch betrachtet alles in Ordnung ist). Meine Wünsche werden ernst genommen. Mein Geburtsplan wurde einverlangt und ich hatte die Gelegenheit aufzuschreiben, wobei mich die Hebammen während der Geburt unterstützen können. Konkret waren es Fragen wie: wie verkrafte ich Schmerzen am besten?
Ich fühlte mich abgeholt und respektvoll behandelt. Kein Massenbetrieb, bei dem mich niemand kennt. Meine intimen Wünsche sind für die Hebammen jederzeit zugänglich. Was für ein schönes Gefühl.
Mein Mythos No. 4:
Wenn ich ins Geburtshaus will, dann kann ich auch dorthin.
Irrtum, denn nur wenn mein Baby nach der vollendeten 37. SSW (37. Wochen + 0) zur Welt kommt und spätestens 12 Tage nach dem ET, werde ich dort aufgenommen. Auch weitere Faktoren können dazu führen, dass die Geburt im Spital stattfinden muss. Denn natürlich gebären bedeutet auch, auf diverse Eingriffe der Schulmedizin zu verzichten. Das sind nicht nur Schmerzmittel, sondern auch Wehen einleitende Medikamente.
Für mich bedeutete dieses enge Zeitfenster etwas Unruhe. Ich habe dem Tag 37.+0 entgegen gefiebert. Ich fragte mich dann jeden Tag, wie lange es wohl noch geht und ob ich es vor ERT +7 losgehen würde. Zum Glück hat mich mein Umfeld gestützt und mich zur Geduld ermahnt.
Eine der wichtigsten Eigenschaften kurz vor dem ET: Geduld. Auch hier sind Hebammen die helfende Hand. Obwohl es ein wirtschaftlicher Betrieb ist, sind die Hebammen für einen da. Auch schon weit vor der Geburt.
Ich nenne sie liebevoll die helfenden Hände, die ich nicht missen wollte. Ein Geburtshaus ist wie eine schöne Pension. Man kommt an und will erstmal nur bleiben, wird rundum versorgt von Fachkräften und es riecht überall ganz wunderbar. Nichts erinnert an ein Spital oder die kühlen Gänge mit Neonlicht.
Fazit: beim Geburtshaus anmelden kann sich jede Frau. Im Verlauf der Schwangerschaft wird sich zeigen, ob alles so unkompliziert verläuft und eine natürliche Geburt machbar ist. Mach dich bitte nicht verrückt, wenn mal etwas unplanmässiges passiert. Bleib flexibel.
So oder so wünsche ich dir eine wunderbare Geburt und ein gesundes Kind! Hier findest du weitere inspirierende Geschichten über selbstbestimmte Geburtserlebnisse.
Bei Fragen stehe ich dir gern zur Verfügung.
Antje